Nachtrag: August 2014
Weil wir nun schon einmal in der "Ecke" waren, hatten wir beschlossen, die Gunst der Stunde zu nutzen und noch einen Ausflug an den Rhein zu machen.
Weil wir nun schon einmal in der "Ecke" waren, hatten wir beschlossen, die Gunst der Stunde zu nutzen und noch einen Ausflug an den Rhein zu machen.
St.Goar
lag nur etwa 35km entfernt und direkt zu Füßen der Lorelei. Das war
mir von einer Kurzreise 1990 noch im Gedächtnis geblieben. Mein Mann
vertraute mir blindlings und die nette Navi-Dame machte auch sofort
einen Routenvorschlag.
Bereits
die Fahrt in das Rheinstädtchen war zauberhaft, der Taunus zeigte
sein schönstes Gesicht. Wenn man wie wir in der Leipziger
Tieflandsbucht lebt, dann hat schon der kleinste Hügel etwas
faszinierendes. Und die bewaldeten Berge, die das Rheintal umgeben,
üben einen unglaublichen Reiz auf Flachlandseelen aus. Da wir von
der schwatzhaften Dame im Navi einen Hinweis bekommen hatten, setzten
wir in St. Goarshausen mit der Fähre über den Fluss.
Der
Pegel stand bei lächerlichen 3,21m, aber die Strömung hatte es
durchaus in sich. Kleinere Paddelboote schaukelten wie Nussschalen
auf den Wellen und meinem Liebsten wurde schon vom Zugucken übel. (Er leidet ein
wenig unter Reisekrankheit jeglicher Art.) Die hohe
Fließgeschwindigkeit brachte das Wasser um die Fahrrinnen-Bojen zum
Aufschäumen und ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es hier bei
stärkerem Wind aussah.
Wir
erreichten das Festland jedoch wohlbehalten und fanden uns mitten in
St.Goar wieder. Aus dem geplanten Uferspaziergang wurde leider
nichts, denn man hatte beschlossen, den kompletten Fußgängerbereich
aufzureißen und für das nächste Hochwasser hübsch herzurichten.
Also fuhren wir noch ein Stückchen weiter, bis am gegenüberliegenden
Ufer der Loreleifelsen in der Sonne blinzelte, goldgefärbt vom
güldenen Haar der zarten Jungfrau - ja, so hatten wir uns das
vorgestellt.
Die Realität war um einiges nüchterner. Ein stinknormaler, schroffer Felsen – obenauf ein paar Bäumchen und zwei Fahnen, damit man ihn auch nicht verpasst. Nix mit Jungfrau und Kamm und wallendem Haar.
St. Goarshausen |
Warten auf die Fähre |
Immer schön in der Nähe des Rettungsrings |
Die Realität war um einiges nüchterner. Ein stinknormaler, schroffer Felsen – obenauf ein paar Bäumchen und zwei Fahnen, damit man ihn auch nicht verpasst. Nix mit Jungfrau und Kamm und wallendem Haar.
Zumindest
funktionierte hier der Gastronomiebetrieb wie erwartet. Wir saßen
auf der Terrasse im „Loreleiblick“ (an dem es nichts zu meckern
gab) und aßen gute Hausmannskost.
Es
schien ein alteingesessenes Haus zu sein, denn wir wurden in
kürzester Zeit von drei Generationen bedient. Zuletzt erschien ein
etwa 12-13jähriger Knabe, der mich schwer beeindruckt hat. (Ich
nehme jetzt einfach mal an, dass er vielleicht doch schon 14 Jahre
alt war, damit es hier nicht nach Kinderarbeit klingt – er sah eben
sehr jung aus.)
Im Hintergrund der berühmte Felsen |
Der
Jüngling hantierte mit dem Abrechnungsgerät wie andere Kinder
seines Alters mit ihrem Nintendo. Dann kassierte er professionell ab,
baute das benutzte Geschirr auf seine dünnen Ärmchen, warf einen
geübten Blick auf die umliegenden Tische und nahm gleich noch einige
Getränkewünsche entgegen, bevor er mit seiner zerbrechlichen Last
ins Haus balancierte. Der Knabe hat die Gastronomie offensichtlich
schon mit der Muttermilch eingesogen.
Während
des Essens hatten wir erfahren, dass es unten am Rhein auf einer Mole
sitzend, die kämmende Lorelei zu besichtigen gäbe. Eine russische
Künstlerin, deren Namen ich vergessen habe, hatte sich des Themas
angenommen und eine weitere Touristenattraktion gebastelt.
Uns
erschloss sich zwar nicht ganz, warum die Schönste der Jungfrauen
nun unten am Fluss saß und nicht droben in luftiger Höh, wie im
Lied besungen. Vermutlich war es ihr im Laufe der Jahre auf dem öden
Felsen einfach zu langweilig geworden und sie hatte sich nun hier ans
Wasser gesetzt, um ein bisschen Gesellschaft zu haben. Da auch wir
gerade dieses Vergnügen hatten, konnten wir es gut nachvollziehen.
Frisch
gestärkt beschlossen wir, auf der Uferstraße bis zur nächsten
Brücke zu fahren und dann am anderen Ufer zurück bis zur Mole.
Gesagt, getan und wir fuhren...und fuhren...und fuhren... es hätte
uns zu denken geben sollen, dass alle anderen Autofahrer gern 7,20€
für die Überfahrt per Fähre bezahlten.
Kurz
gesagt, nachdem wir eine Flußbiegung nach der anderen ohne
hoffnungsvollen Blick blieben, lenkten wir auf die nächstgelegene
Fähranlegestelle zu, verschifften unser Automobil und gaben uns noch
einmal den stürmischen Wellen des Rheins preis. Wir schipperten an einer Burg vorbei, die mitten auf einer kleinen Insel im Fluss lag.
Mein Gatte schien sich ein wenig wie der besungene Fischer zu fühlen. Er war zwar nicht von meiner Schönheit geblendet, aber angesichts der
Schaukelei wäre er fast gestorben.
Am
Rande der Hafenbucht, direkt unterhalb des berühmten Felsens hatte
man einen kleinen Parkplatz angelegt. Von dort aus liefen wir auf
einer naturgewachsenen Mole (den Hafenbereich hatte man sozusagen
zwischen Festland und Mole ausgebaggert) Richtung Kunstwerk.
Der
Weg war recht beschwerlich, denn erzhaltige Steine ragten aus dem
Boden heraus und ich tippelte mehr als ich lief. Irgendwann waren wir
vorn angekommen und wurden mit einem fantastischen Blick belohnt.
Nicht
auf die Skulptur, dazu komme ich gleich, sondern auf den Fluss
selbst.
An der Spitze der Mole stand man praktisch mitten im Rhein.
An der Spitze der Mole stand man praktisch mitten im Rhein.
Angesichts
der äquatornahen Temperaturen spürte ich das unbändige Verlangen,
mich ins Wasser zu werfen. Nachdem ich mir die Trübung der Brühe
genau beguckt hatte, reduzierte ich dieses Bedürfnis auf ein kurzes
Fußbad.
Vorsichtig
kletterte ich einige Schritte ins Wasser hinein, wohlbedacht in der
Mitte zu bleiben, denn nur wenige Zentimeter weiter schien es gleich
tief ab zu gehen.
Ich spürte sofort die starke Strömung, die mich
sehr gern zu Fall gebracht hätte. Vorsichtig trat ich in die Fugen
der Steine, die das letzte Endchen der Landzunge befestigten und
spürte bereits mit dem Rest des Fußes wie glitschig die Algen
diesen Aussichtspunkt gemacht hatten. Aber das Gefühl!!!...So mitten
im Rhein zu stehen, inmitten der Naturgewalten.. ein Pionier in
unbekannten Gewässern.... ;-) ….....war schon echt Klasse!
Mein lieber Mann, den man sonst zum Fotografieren stets lange überreden muss, machte Unmengen von Bildern dieses erhebenden Moments. Er hoffte nämlich inbrünstig, ich würde doch noch ausrutschen und diesen Augenblick wollte er keinesfalls verpassen. Der Gute!!!
Vorsichtig, ganz vorsichtig. |
Mein lieber Mann, den man sonst zum Fotografieren stets lange überreden muss, machte Unmengen von Bildern dieses erhebenden Moments. Er hoffte nämlich inbrünstig, ich würde doch noch ausrutschen und diesen Augenblick wollte er keinesfalls verpassen. Der Gute!!!
Nun
zur Plastik der Lorelei selbst. Ja, man kann jetzt darüber streiten,
ob sich der mühsame Weg gelohnt hat, um das hautnah zu sehen. Ich
würde mal sagen, vom vorüberfahrenden Schiff aus ist es bestimmt
erhebender. Von Nahem betrachtet muss man davon ausgehen, dass dem
Modell der Künstlerin bei der letzten Busen-OP Schreckliches
widerfahren ist. Die Brüste stehen so spitz hervor, dass man stark
an die Skandalauftritte eines bekannten Popstars erinnert wird – nur der berühmte BH
ist in diesem Fall unsichtbar. Gott schütze jede Jungfrau, dass sie
so einen Körper hat!
Das
Schöne nach solchen Erlebnissen ist der Gedanke, dass man plötzlich
sehr zufrieden mit dem eigenen Leib ist.
Wir
wanderten zum Parkplatz zurück und warfen einen Blick in die Höhe.
Die Lorelei erwarteten wir nun nicht mehr zu sehen, die saß ja
unten.
Aber
wenn wir nun schon mal hier waren, beschlossen wir, auch die Aussicht
von dort oben zu genießen.
Ein
großes Schild verwies auf den Treppenaufgang zur Lorelei. Wir
schauten uns beide in die Augen und der Blick verhiess: es muss auch
einen anderen Weg geben. Zum Beispiel mit dem Auto. Den gab es dann
auch und so standen wir kurze Zeit später auf dem Felsen und
blickten ins Rheintal.
Von
hier oben sah es aus, als hätte jemand eine kleine Modelllandschaft
aufgebaut. Kleine Schiffchen mit mehreren Etagen kurvten auf dem
Wasser, winzigkleine Ameisenmenschen schlenderten am Ufer entlang und
an einer Seite des Flusses hatte man sogar eine kleine
Modelleisenbahn aufgebaut. Alles
bewegte sich so zierlich, dass es eine Freude war.
(Wir
haben kurz überlegt, ob wir nicht einfach das Foto vom
Treppenaufgang und dann das Foto vom Ausblick kommentarlos
aneinanderreihen und zur Besichtigung freigeben. Kann sich ja jeder
selbst seine Gedanken machen!... Aber wer uns kennt, hätte uns das
sowieso nicht geglaubt!)
Mein Mann spendierte mir noch einen Euro und so konnte ich mir die Geschichte des Felsens und die Mär vom armen Fischer noch einmal vor Ort anhören.
Warum es am Rhein so schön ist, vermag ich immer noch nicht im Einzelnen zu beschreiben. Das muss man selbst gesehen haben. Aber wer schon einmal hier war, wird es verstehen und immer gern daran zurückdenken. Wir werden es jedenfalls tun. Und ich werde mich immer an das Gefühl erinnern, mit nassen Füßen mitten im Rhein zu stehen.
Blick auf St.Goarshausen |
Mein Mann spendierte mir noch einen Euro und so konnte ich mir die Geschichte des Felsens und die Mär vom armen Fischer noch einmal vor Ort anhören.
Warum es am Rhein so schön ist, vermag ich immer noch nicht im Einzelnen zu beschreiben. Das muss man selbst gesehen haben. Aber wer schon einmal hier war, wird es verstehen und immer gern daran zurückdenken. Wir werden es jedenfalls tun. Und ich werde mich immer an das Gefühl erinnern, mit nassen Füßen mitten im Rhein zu stehen.
Ganze
520 km und knapp 6 Stunden später waren wir wieder zu
Hause und dann auch richtig nass – die Miezekatze hatte uns voller
Freude abgeschlabbert.
Das
sagenumwobene Rheingold habe ich in den Wellen des Flusses leider
auch nicht aufblitzen sehen.
Ich schwöre: dann hätte ich mich doch noch in die Fluten gestürzt und mein Mann hätte sein Sensationsfoto bekommen.
Ich schwöre: dann hätte ich mich doch noch in die Fluten gestürzt und mein Mann hätte sein Sensationsfoto bekommen.
Ich bin restlos begeistert! Die schönen Fotos und der witzige Text machen diesen Blog zu etwas ganz Besonderem. Ich werde ab sofort täglich reinschauen. Bin schon auf die nächsten Reiseberichte gespannt. :-)
AntwortenLöschenEs sind wirklich tolle Bilder und der Reisebericht liest sich toll. Weiter so. Liebe Grüße aus Hamburg von Hannelore
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